Fachartikel kürzen (Deutsch und Englisch)

Wieder mal hat mich heute eine Anfrage erreicht: „Wir haben da einen Artikel, der müsste für eine amerikanische wissenschaftliche Zeitschrift ins Englische übersetzt werden. Er ist aber auch 7899 Wörter lang, und die Redaktion hat ein Limit von 7000 Wörtern. Kann man da was machen?“ Also: kann man einen Artikel ins Englische übersetzen und gleichzeitig kürzen?

In den meisten Fällen lautet die Antwort ja.

Normalerweise werden Übersetzungen zwar im Schnitt 20% länger als das Original, ich kenne aber die Anforderungen von Zeitschriften und kann darauf achten, dass der Text nicht länger wird. Meistens ist es sogar möglich, beim Übersetzen kosmetisch zu kürzen, aber nur in einem geringen Umfang, wenn der Inhalt vollständig erhalten werden muss. Noch einfacher ist es, wenn ein Text – sei es auf Deutsch oder Englisch – nicht übersetzt, sondern nur lektoriert werden muss. Lektorat und Kürzung passen gut zusammen; will man einen Text stilistisch verbessern, wird er meist automatisch knapper. Besser formuliert, gleicher Inhalt, weniger Wörter / weniger Zeichen: wie macht man das? Die Hauptmethoden sind: Füllwörter und Floskeln löschen, möglichst präzise und prägnant formulieren, Tautologien tilgen, Wiederholungen streichen, aktive statt passiver Formen benutzen („wir haben untersucht“ ist kürzer als „wir haben eine Untersuchung durchgeführt“). Einleitung und Fazit lassen sich besonders gut kürzen; meist kann man sie in ein paar Sätzen auf den Punkt bringen.

Wie sehr kann man einen Text kürzen? Das kommt auf das Thema an. In meinen Bereichen – Gesellschaftswissenschaften und Geisteswissenschaften – kann ich einen Text auf eine beliebige Länge kürzen, wenn mir denn Kund*innen erlauben, auch inhaltlich einzugreifen. Das Wichtige und Neue bleibt und wird betont, das Selbstverständliche und weniger Wichtige geht – einen Artikel oder auch ein Buch in Literaturwissenschaft, Soziologie, Geschichte, Psychologie oder Kulturwissenschaft kann ich bei Bedarf um 20%, 30%, sogar um die Hälfte kürzen. Etwas anders sieht es bei Wissenschaften wie Biologie oder Medizin aus. Hier übernehme ich zwar auch Lektorat (auf Deutsch oder Englisch), kann den Artikel aber nur soweit kürzen, wie es Füllwörter, umständliche Formulierungen und Wiederholungen erlauben. Inhaltlich würde ich hier mangels Kompetenz niemals eingreifen. Trotzdem kann ich so Fachartikel und andere Fachtexte um 10 oder 20 Prozent kürzer gestalten. In der Kürze liegt schließlich die Publikation.

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