In letzter Zeit übersetze ich immer öfter für Museen, die besonders viel Wert auf sensible Sprache legen — dem Jüdischen Museum und dem Schwulen Museum in Berlin, dem postkolonial orientierten RJM… Ich übersetze sowohl ins Englische als auch ins Deutsche, wobei sensibles Übersetzen ins Deutsche sich meist komplexer gestaltet. So ist es schwierig, Texte über nichtbinäre Menschen zu formulieren, da kein Pronomen sich richtig etabliert hat — es gibt aber schon Lösungswege. Ein Thema ist nach wie vor das Gendern: Inzwischen wehren sich Kund*innen kaum noch dagegen, ich sehe es aber auch als meine Aufgabe, Texte so zu formulieren, dass nicht in jedem Satz Gender-Sternchen vorkommen und dass trotzdem Inklusion herrscht. Auch englische Texte über nicht-binäre Mensche und Begriffe wie „Race“ zu übersetzen ist nicht einfach, es haben sich aber inzwischen auch da Normen für sensibles Übersetzen etabliert. Manche Menschen würden statt „sensibles Übersetzen“ wohl „politisch korrektes Übersetzen“ sagen, aber gerade der Begriff „politisch korrektes Übersetzen“ ist wenig politisch korrekt.:)
Übrigens lernte ich in meiner Zusammenarbeit mit Museen einen neuen Fachbereich kennen: Audiodeskription (auch als akustische Bildbeschreibung oder Audiokommentierung bekannt). Selbst habe ich mich darin noch nicht versucht, die Idee, Kunstwerke und andere Objekte für blinde Menschen zu beschreiben, klingt auch nach einer Art Übersetzung: Aus dem Visuellen ins Sprachliche. Ich glaube, ich würde mich durchaus mal in der Deskription auf Englisch und Deutsch versuchen…