Nawalnys Reden vor Gericht sind in meiner Übersetzung erschienen!
Davor und danach habe ich vor allem Lyrik und Songs übersetzt, ich musste also umschalten, um so präzise wie möglich zu sein – ohne dabei die Ausdruckskraft zu verlieren. Es sind politische Reden, keine juristischen Abhandlungen, aber jedes Wort könnte juristisch bedeutend werden (also ließ ich alles von Pavel gegenlesen, der sich u.a. auf juristische Übersetzungen spezialisiert). Und um ganz sicher zu gehen, habe ich für besonders wichtige Passagen Rückübersetzungen erstellt.
Was mich daran erinnert, dass ich das Rückübersetzen hier schon lange erklären wollte. Dabei wird ein bereits übersetzter Text von einem anderen Übersetzer / Übersetzerin wieder in die Originalsprache übertragen, damit der Kunde sehen kann, dass sich bei der Übersetzung nichts Relevantes verändert hat und nichts verlorenging. Es geht also um Qualitätskontrolle der Übersetzung (v.a. was den Inhalt angeht).
Oft werden Rückübersetzungen in Jura und Medizin benutzt, ich habe jedoch Erfahrung damit in Bezug auf journalistisches Übersetzen. Zum Beispiel wollen Interviewte häufig, dass Ihr auf Deutsch zu veröffentlichendes Interview ins Englische übersetzt wird, damit sie an der Rückübersetzung sehen, ob auch alles korrekt ist. Auch in der Transcreation wird öfters eine Rückübersetzung angefordert, da man hier recht frei sein muss, die Kundschaft aber wissen will, was denn nun genau und wörtlich in der Übersetzung steht.
Ich habe inzwischen gelernt, mich beim Rückübersetzen zu zügeln, und nicht den kleinsten stilistischen Makel zu verbessern, was ich sonst automatisch tue – schließlich dient die Rückübersetzung ja der Bewertung der Übersetzungsqualität. Und wo ich schon dabei bin, kann ich der Kundschaft auch die Analyse ersparen und eine Übersetzungsbewertung verfassen, wenn die Übersetzung anonym geliefert und das Original anschließend (erst nach Erstellung der Rückübersetzung!) nachgeliefert wird.